Medienhaus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau GmbH

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Die Medienhaus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau GmbH ist eine gemeinnützige Gesellschaft und die zentrale Adresse für Publizistik und Medienarbeit in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

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Impuls

Das Leben in der Fremde

Der Monatsspruch für den März lässt Pfarrerin Anja Vollendorf nachdenklich werden: Wie ist es, in der Fremde zu leben? Nicht gerade einfach, wenn es nicht gerade Urlaub ist - sondern Alltag. Und was bedeutet das für uns, die wir in der Nachfolge Jesu leben?


„Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken.“ Das steht im 3. Mose 19, 33 . Ich lese den Monatsspruch für den März und denke daran, wie es sein kann, als Fremder in unserem Land zu leben.

Nicht immer einfach. Insbesondere, wenn jemand als Fremder in unserem Land eine Straftat begangen hat. Gleich stehen alle Fremden unter Generalverdacht, wenn sie nicht sogar von Gewalt bedroht sind oder gewalttätig angegangen werden.

Es ist kein einfaches Leben als „Fremder“ in unserem Land. 115 Todesopfer gibt es in Deutschland seit 1990 bis 2023 aufgrund von rechtsextremer Gewalt. Das ist hier nachzulesen: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/todesopfer-rechte-linke-gewalt-faktencheck-100.html

Hayat M. erzählt, wie schwer es unter anderem war, die Sprache zu erlernen. Und sie erzählt, dass sie auch die Gelegenheit hatte, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. „Aber dafür hätte ich in Frankfurt eine 'Reueerklärung' unterschreiben müssen, weil ich meine Heimat verlassen habe. Das hat dann die Konsequenz, dass ich nach der Überführung nach Eritrea direkt vom Militär eingezogen werden würde – das ist für mich gefährlich. Daher kommt das für mich nicht in Frage und deshalb weigere ich mich, das zu unterschreiben.“ Das Gespräch mit ihr lässt sich hier nachlesen: www.ulm.de/leben-in-ulm/geflüchtete-in-ulm/interviews/m-hayat

Die Weisung aus der hebräischen Bibel, den Fremden nicht zu unterdrücken, folgt der Logik, dass auch Israel in Ägypten in der Fremde war. Die eigene Erfahrung ist leitend. Für Deutsche gibt es diese Erfahrung unfreiwillig kaum. Urlaub machen wir schließlich freiwillig. Da werden wir meistens nicht versklavt. Und wer meint, abgezockt zu werden, kann schließlich zu Hause bleiben.

Christen leben in Nachfolge des Wanderpredigers Jesus quasi transnational, mit dem Gedanken an ein geistliches Heimatland. Und sie verabscheuen Gewalt. Sie nehmen kein Volk und Land wegen eines Gewalttäters unter ihnen in Sippenhaft. Sie wissen, dass Menschen weltweit immer wieder „Fremde“ in ihrer Nähe erleben werden und es selbst sind.


Pfarrerin Anja Vollendorf ist stellvertretende Dekanin im Evangelischen Dekanat an der Dill  

 

 

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